Wie man wirklich in Wikipedia reinkommt – 5 Tipps

13. November 2018
Wikipedia ist die Informationszentrale des World Wide Web. Sie wollen auch hinein? Fresh Content zeigt, wie! Ganz ohne Tricksen in 5 Schritten zum Erfolg.

Viele fragen sich, wie ein Wikipedia-Artikel für das eigene Unternehmen oder die eigene Person zu bekommen ist – oder woran der letzte Versuch scheiterte. Dabei ist das Wikipedia-Erfolgsrezept verblüffend einfach: Relevanz trifft auf Eleganz.

Die nötige Relevanz

Auf Wikipedia haben die Themenbereiche klare – und recht ernüchternde – Relevanzkriterien. Wurde zum Beispiel von Ihrem Unternehmen keines der folgenden Kriterien erfüllt, wird es wohl nichts mit dem erhofften Wikipedia-Eintrag. Dazu müssen Sie nämlich:

  • mindestens 1.000 Vollzeitmitarbeiter haben oder
  • einen Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro vorweisen oder
  • an einer deutschen Börse im regulierten Markt oder in einem gleichwertigen Börsensegment in anderen Staaten gehandelt werden oder
  • mindestens 20 Betriebsstätten […] besitzen […] und dabei wenigstens einer Großen Kapitalgesellschaft entsprechen […] oder
  • bei einer relevanten Produktgruppe oder Dienstleistung eine marktbeherrschende Stellung oder innovative Vorreiterrolle haben (unabhängige Quelle erforderlich) oder
  • eines dieser Kriterien historisch erfüllen.

Wer bei dem Stichwort „innovative Rolle” Hoffnungen hegt, sollte wissen, dass das keine Interpretationsfrage aus der Deutschschularbeit ist. Wikipedias Administratoren wollen knallharte Fakten sehen, warum Ihr Unternehmen eine Ausnahmestellung einnimmt. Und dass Sie das Ganze mit unabhängigen Quellen belegen müssen, versteht sich von selbst.

Der richtige Stil

Wer lange in der Werbebranche war, kann vor allem eines: richtig gut verkaufen. An jedem Produkt und jeder Marke werden die spannendsten Facetten gefunden, sprachlich auf Hochglanz poliert und unterhaltsam der Zielgruppe präsentiert.

Nur ist das auf Wikipedia leider völlig fehl am Platz. Egal ob es um Ihre Firma geht oder einen Kommentar zur Flügelbeschaffenheit eines Marienkäfers, Ihr Text wird dem scharfen Auge eines Administrators zum Opfer fallen, wenn er zu „blumig” oder „werblich” klingt. Die Freigabe-, Edit- und Filterstandards der deutschen Wikipedia-Community sind rigoros, der Ton berüchtigt direkt.

An der sprachlichen Neuorientierung scheitern viele Marketing-Profis. Dabei werden auf Wikipedia immer noch Geschichten erzählt, nur mit einer anderen Prioriät: Objektivität. Gute Schreibfähigkeit alleine ist kein Garant für Wikipedia-Erfolg, das über Jahre hinweg geschärfte Textgespür muss erst neu kalibriert werden.

Die dunkle Seite

Klingt die Sache für Sie nun aufwändig und kaum schaffbar? Keine Sorge, Sie sind nicht allen. Aber aufgepasst, genau an dieser Stelle machen die meisten einen dieser zwei Fehler: entweder sie werfen das Handtuch oder wenden sich an halbseidene „Agenturen”, die für ein bescheidenes Honorar einen Wikipedia-Eintrag garantieren ( … oder Geld zurück).

Sie schaffen das durch Manipulation von Wikipedias Hierarchie und einer Armee von Sockpuppet-Accounts – also Konten, die durch technische Tricksereien den Anschein erwecken, unterschiedlichen Benutzern zu gehören, aber eigentlich allesamt von einer Person gesteuert werden. Dann wird zwischen den Fake-Konten eifrig hin-und-herkommentiert und verleiht damit dem Artikel den Anschein einer legitimen Kollaboration.

Nicht nur aus moralischen Bedenken ist von so einer Vorgehensweise abzuraten, sondern auch schlicht aus dem Grund, dass der erkaufte Artikel – so die Firma ihn nicht ständig mit Sockpuppets und eingeschleusten Administratoren verteidigt – schnell wieder verschwinden kann.

Fünf Schritte zum Erfolg

Für alle, die sich wirklich aktiv mit Wikipedia als Plattform auseinandersetzen wollen, haben wir fünf realistische Schritte zum Wikipedia-Erfolg zusammengestellt:

1. Lehrjahre sind keine Herrenjahre: Wikipedia, mit seinen unzähligen Richtlinien, seiner verworrenen Programmiersprache und seinen undurchsichtigen Hierarchien ist ungemein komplex. Auch wenn alle anderen Voraussetzungen stimmen, ist es schier unmöglich, hier ein Hole-in-one abzuliefern. Daher: Benutzerkonto anlegen, kleine Korrekturen vornehmen, lesen, lernen, zuhören.

2. Ruf aufbauen: Verschiedene Seiten bieten Hilfestellung und Erläuterungen, beispielsweise im Tutorial oder bei den FAQs für Einsteiger. Trotzdem hat man als Neuling manchmal das Gefühl, dass die Wikipedia-Community einen nicht gerade mit offenen Armen empfängt. Oft werden sogar kleinste und richtige Änderungen an bestehenden Artikeln einfach wieder rückgängig gemacht – aus purem Misstrauen.

Darum ist es wichtig, sich einen Namen aufzubauen. Am besten sucht man sich Themen, bei denen man sich sehr gut auskennt und ergänzt entsprechende Artikel mit relevanten Informationen.

3. Karten auf den Tisch: Am besten arbeiten Unternehmen transparent. Als registrierte Benutzer sind alle Aktivitäten nachvollziehbar. Wenn eigene Mitarbeiter an Unternehmenseinträgen arbeiten, ist es nämlich Vorgabe, dies offenzulegen. Transparenz schafft Vertrauen – das gilt auch für Wikipedia.

4. Alternativen zum eigenen Eintrag: Wer keinen eigenen Eintrag bekommen kann, hat möglicherweise die Möglichkeit, in anderen Beiträgen Erwähnung zu finden. Falls ein Unternehmen ein Patent hält, kann es in einem Eintrag zum Anwendungsgebiet dieses Patents genannt werden.

Eine weitere Möglichkeit, bei Wikipedia aufgenommen zu werden, sind Referenzen. Damit sind die Quellenangaben gemeint, die für alle Informationen in den Einträgen als Belege dienen. Schreiben Sie einen sachlichen Blog zu wichtigen Branchenthemen? Dann kann dieser Blog als Quelle in relevanten Wikipedia-Beiträgen aufgenommen werden.

Aber Vorsicht! Diese Verlinkungen sind bei SEO-Tricksern sehr beliebt. Wer sich überall als Quelle verlinkt, wird schnell als Spam eingestuft. Nur absoluter Top-Content kommt als Quelle infrage.

5. Aller Anfang ist – klein: Einen neuen Wikipedia-Eintrag beginnt man am besten mit einem sogenannten Stub. Als Stub bezeichnet Wikipedia einen Mini-Eintrag, der oft nur wenige Sätze umfasst.

Man glaubt es kaum, aber solche zarten Pflänzchen haben oft bessere Chancen, freigeschaltet zu werden, als komplexe Langtexte. Denn so ein Stub bietet der Community die Möglichkeit, gemeinsam an der Vervollständigung zu arbeiten – und dieses kollaborative Prinzip ist schließlich Wikipedias höchstes Gut.

Wichtig ist, dass aus dem kurzen Text die enzyklopädische Relevanz hervorgeht. Bei einem Wirtschaftsunternehmen sollte beispielsweise der Umsatz genannt werden, wenn über dieses Kriterium die enzyklopädische Relevanz nachgewiesen werden soll.

 

Beitragsbild: Wikimedia Foundation/Lane Hartwell

Google+ Comments

Powered by Google+ Comments

Newsletter-Anmeldung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.