Wenn nicht jetzt, wann dann: Fresh Content Congress 2020

27. Oktober 2020
Der dritte Fresh Content Congress in Graz geriet trotz des „Spezialjahrs“, in dem wir uns befinden, zum Erfolg. Weil hybrid in die Zukunft weist.

„Der Harry Kopeter macht das goldrichtig!“,  fand der Düsseldorfer Andreas Buhr anerkennende Worte zum diesjährigen Fresh Content Congress: „Hybrid schlägt analog!“. Denn im Jahr 2020 läuft alles ein bisschen anders und mit dem Gastgeber Kopeter gesprochen: „Wenn nicht jetzt, wann dann sollten wir neue Wege im Business gehen?!“
So wurde der Fresh Content Congress 2020 hybrid angeboten: Für alle, die das Live-Erlebnis auch in Zeiten von MNS und Bedienung statt Selbstbedienung am Buffet nicht missen wollten, gab es sieben herausragende Speaker auf der Bühne des Grazer Congress, die kühle Analysen ebenso anzubieten hatten wie ein Feuerwerk an Inspirationen. Für alle Interessierten, die größere Menschenansammlungen lieber meiden wollten, oder ohnehin keine Möglichkeit hatten anzureisen und live dabei zu sein, gab es einen Livestream vom Event, der bequem und sicher abzurufen war (und perfekt funktionierte). Rund 270 waren live dabei, 300 verfolgten den inspirierenden Tag, den 21. Oktober, online am Schirm.

In den Tag startete mit viel Energie der ursprünglich bayrische (und seit 1,5 Jahren in Berlin lebende) Verkaufstrainer Roger Rankel. Wenn man weiß, dass sich der Mensch manchmal irrational verhält, sollte man dies nutzen, so Rankel, verkaufspsychologisch betrachtet ergeben sich dadurch nicht wenige Gelegenheiten, zum Geschäft zu kommen. Und zwar so, wie wir es uns preislich vorstellen (schon von der Kontrastmethode gehört?).

Umdeuten statt negativ bewerten

Roger Rankel | Foto: Lihotzky

Sehr schön sein Tipp, schwierige Situationen im Business umzudenken, statt negativ zu bewerten. Sehr witzig sein Beispiel dazu: Mit Hinblick auf die Frisörpreise von Udo Walz in Berlin schrieb ein Mitbewerber in der Nähe seiner beiden Läden „Wir sind 5 € günstiger“. Die Rankelsche Umdeutung: Walz ließ via Auslage ausrichten: „Wir bringen Ihre Haare wieder in Ordnung!“ (Lesen Sie auch unsere Blogs über Roger Rankel, Teil 1 und Teil 2).  Roger Rankel machte auch auf ein notwendiges Narrativ aufmerksam – jeder braucht eine eigene Erzählstory – die sich möglicherweise daraus ergibt, dass man ein „Problem daneben“ löst. Wie beispielsweise die Kaffeehauskette Starbucks aus den Siebzigerjahren (!), die erst berühmt wurde, als sie kostenfreies WLAN anboten.

Gastgeber Harald Kopeter | Foto: Lihotzky

Noch eine Lanze für Storys brach der Gastgeber Harald Kopeter – „Mister Fresh Content“ -, der mithilfe zahlreicher amüsanter Beispiele die Bedeutung von Worten unterstrich. „Change your words – change your world“ heißt die Devise: Kopeter lebt diesen Ansatz bis hin zu Zahlungsaufforderungen, die humorvoll-direkt viel Positives beim Gegenüber bewirken (und die Zahlungsmoral heben), während anders gewählte Worte eine Kundenbindung zerstören können.

Was unserer Gesellschaft nicht gut tut

Corinna Milborn | Foto: Lihotzky

Echte Eye-opener zu einem anderen Thema gab es von der Politikwissenschafterin und Puls4-Moderatorin Corinna Milborn. Sie erklärte nicht nur brandaktuell, warum Verschwörungstheorien in den heutigen Social-Media-Blasen besonders leicht besonders groß anschwellen können, sondern öffnete auch die Augen dafür, wie wichtig es ist, weise auszuwählen, wem wir unsere Aufmerksamkeit schenken. Denn unser Problem mit den modernen Medien ist, „dass unser Gehirn wie in der Steinzeit funktioniert“, wir aber mit einer Technologie zu tun haben, die quasi in unsere Gehirne hineinschauen kann. Die Conclusio aus ihren Ausführungen, die besonders die Big Player Youtube und Facebook beleuchteten: Diese belohnen Menschen für das, was unserer Gesellschaft nicht gut tut: Wut, Hass, Lügen. Mehr dazu gibt es in Milborns (und Markus Breiteneckers) großartigem Buch „Change The Game – Wie wir uns das Netz von Facebook und Google zurückerobern“ (Verlag Brandstätter).

Kluge Menschenführung ist, mit den Ohren zu führen

Andreas Buhr | Foto: Lihotzky

„Verstehen, bevor du verstanden wirst“: Andreas Buhr, der über die Kunst des Führens referierte, führte seinerseits sehr humorvoll weiter durch diesen intensiven Tag und plädierte dafür, „mit den Ohren“ zu führen und bei der Selbstführung zu beginnen. Vormachen und fragen, rät der Düsseldorfer Bestseller-Sachbuchautor, denn wer fragt, führt in die Unabhängigkeit. Wer will heute schon willenlose Marionetten als Mitarbeiter, die zusammenbrechen, wenn der Boss nicht im Haus ist? Besonders wichtig: seine Ausführungen zur Ungleichbehandlung. Weil nicht jeder Mitarbeiter das gleiche braucht, soll auch nicht jeder das Gleiche bekommen (und die Rede ist hier nicht vom Gehalt).

Matthias Strolz | Foto: Lihotzky

Matthias Strolz, ehemaliger Neos-Leader, ging ganz konkret auf die derzeitige Krisensituation ein und was es in uns braucht, um diese zu meistern. Der Buchautor schrieb in der Coronazeit ein Buch, das davon handelt, welche Parameter heute vonnöten sind (von Identität bis Resilienz). Mit den High Five der persönlichen Entfaltung aus seinem Buch davor, „Sei Pilot deines Lebens“, entwarf er das perfekte Rezept für positive Entwicklung und Veränderung. (Lesen Sie auch unsere Blogs „Wenn’s zwickt, dürfen wir uns freuen“ zu den Interviews mit Strolz – Teil 1 und Teil 2)

Profiling fürs Business

Mark T. Hofmann | Foto: Lihotzky

Der Frankfurter Wirtschaftspsychologe und Profiler Mark T. Hofmann zog sein Publikum mit seinen Erfahrungen mit psychopatischen Serientätern in den Bann (lesen Sie dazu auch unseren Blog „Sind Profiler die besseren Manager?„) und zeigte Parallelen zur Businesswelt auf (siehe auch unser Blog „Profiling-Skills für den Geschäftsalltag“). Eine Checkliste für Lügenerkennung bekam das Publikum außerdem von Kriminal- und Geheimdienstanalyst Hofmann frei Haus geliefert.

Jetzt war das Publikum des Fresh Content Congresses 2020 bereit für den Höhepunkt des Tages, der Dietmar-Dahmen-Show. Der Wiener Marketingprofi hatte davor (wie einige seiner Kollegen) bereits den gesamten Fresh Content Congress und damit alle Vorträge interessiert verfolgt und sich Notizen gemacht. Dementsprechend nahm er immer wieder höchst sympathisch und inhaltlich relevant Bezug auf die Speaker vor ihm und zeigte auf, wie Business in Zeiten des Chaos beschaffen ist, und was diese Situation von Unternehmern verlangt. Dahmen, der auf hohem Energielevel und im Glitzeranzug auf die Bühne sprang, ermutigte mit Nachdruck dazu, das Chaos dieser Zeit zu nutzen, um neue Strukturen zu bauen. Denn dass die alten nicht mehr halten, ist offensichtlich: „Wie beim Rodeo – der Reiter muss sich anpassen!“

Kollaboration ist die Zukunft

Dahmen/Fresh Content Congress

Dietmar Dahmen zersägt die „Basis“. | Foto: Taucher

Dietmar Dahmen | Foto: Lihotzky

Mit dem digitalen Schub heißt es, KI anzuerkennen: „Freuen Sie sich über die Technologie, aber denken Sie nicht, dass sie alles lösen kann!“ Für die Menschen bleiben laut Dahmen die GEILen Aufgaben: G = ganzheitlich, E = emotional, I = innovativ, L = lustvoll. Mit der Kettensäge zerlegte Dahmen – auf der Bühne des Grazer Congress tatsächlich – die Basis in Form eines Sessels. „Das tut weh“, aber: Damit kann und muss etwas Neues entstehen. Dahmen sieht in der Businesszukunft „maximale Kollaboration“ mit anderen, um Kunden zu betreuen, die uns in der Geschäftswelt vertrauen. Denn laut Dahmen wird aus „Survival of the fittest“ ein „Survival of the most trusted“ (Lesen Sie dazu auch unsere Blogs nach einem Interview mit Dietmar Dahmen – Teil 1 und Teil 2)

Wir sehen uns …

Sandra Thier | Foto: Lihotzky

Durch das Programm führte die Moderatorin Sandra Thier – die ihrerseits beim nächsten Digitalkongress think.digital.NOW! am 26. November selbst als Speaker auf der Bühne stehen wird, wie zum Schluss verraten wurde.
Insgesamt ein prallvoller Tag mit unzähligen Anregungen fürs Business und für die persönliche Entwicklung. Ein Riesendank an alle Speaker des Fresh Content Congress 2020! Sie haben in eindrucksvollen Vorträgen so richtig Lust auf mehr gemacht – deshalb gibt es auch 2021 wieder einen Fresh Content Congress: Wir freuen uns darauf, Sie am 22. April 2021 in Graz beim nächsten Fresh Content Congress begrüßen zu dürfen!

 

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Beitragsbild: Lihotzky

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