think.digital.NOW! – Gschwandtner, TikTok und was sonst noch erfolgreich macht
think.digital.NOW! – der Congress von Harald Kopeter ist die eindringliche Aufforderung an Unternehmer. Denn: Die Augen zu verschließen ist keine Option.
Mit viel Glück startete der Congress think.digital.NOW! 2021 nicht ausschließlich als Live-Stream (der begeistert von mehr als 300 digital Teilnehmenden genutzt wurde), denn das Damoklesschwert der steigenden Covid-Zahlen war in Sichtweite. 150 Besucher pilgerten gut gelaunt in den Grazer Congress, um im stilvollen Ambiente des Stefaniensaals einmal mehr jenen Menschen zuzuhören, die Erfahrung und Know-how auf dem Gebiet der Digitalisierung zu bieten haben.
Florian Gschwandtner: „Das Internet schaltet nicht aus!“
Nichts anderes als einen Eye-opener erwarteten wir vom Linzer Runtastic-Mitbegründer Florian Gschwandtner, der in aller Deutlichkeit aufzeigte, dass wir mittendrin sind in der Digitalisierung. Wer jetzt noch die Hände vor die Augen hält, ist trotzdem noch da, aber eben unternehmerisch bald nicht mehr sichtbar. Doch wir greifen vor … Gschwandtner, der mit einer Lauf-App zur rechten Zeit Vorreiter war, sieht sehr klar neue Businessmodelle. Die digitale Transformation sei mit „exponentieller Beschleunigung“ im Gange – da wir, so Gschwandtner, „nahezu unendlich Daten speichern“ könnten, gelte es, diese weise zu nutzen. Mit dem Runtastic-Shoetracking wurden beispielsweise sehr viele Daten von Läufern gesammelt – die jedoch nicht ausschließlich für Werbung genutzt wurden (Wann ist ein Laufschuh abgetragen und nicht mehr gesund zu tragen …) – „Man muss aus Werbung eine Servicierung machen – die Frage ist immer: Wie kann ich einen Mehrwert stiften?“ Die Frage ist auch: Mehrwert – für wen? Wer sich in ein frisch gewartetes Sharing-Auto setzt und nichts zu tun hat, wird am Display von Werbung „unterhalten“ – hoffentlich auch hier mit Mehrwert und relevanten Inhalten! Gschwandtners Aufzählung der digitalen Disruption von Air-Mobility über Connected Cars bis zum Spenden-QR-Code für Bettler und die Möglichkeiten, die in der neuen Ökonomie stecken, machten klar, dass es kein Draußenbleiben geben kann. Die Chancen: Neue Businessmodelle und die Hinwendung von e-commerce zu social commerce. Vom Con-sumer zum Pro-sumer, der Content für das Unternehmen produziert. Wie bleibt man nun up-to-date? „Connecten, weiterbilden, Bücher lesen (!!!), nicht zurücklehnen, wenn’s läuft, größer denken“ und „eine Deadline setzen“. Und ganz grundsätzlich „die Welt postitiv sehen – wir können Gutes tun!“ Allen Neidern gibt Gschwandtner mit: „Jeder Erfolg über Nacht hat mindestens acht bis zehn Jahre gedauert!“ Also, liebe Leute: Ausdauer, bitte!
Personas und Kampagnen
Eine Lanze für die Persona brach als zweite Rednerin die Content-Strategin Irene Michl, denn ihr Haupttipp des Vortrags war: „Frag deine Zielgruppe!“ So gab die Bestseller-Autorin eine astreine Anleitung weiter, wie man eine richtige Persona erstellt und mit ihr arbeitet. „Stell dir vor, 1.000 Menschen kommen auf deine Website und keiner kauft.“ – Der Gastgeber „Mister Fresh Content“ Harald Kopeter beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Corporate Publishing und Content Marketing. Leadgenerierung ist im modernen Business eine Notwendigkeit, denn „der Mitbewerb ist nur einen Klick entfernt“. Dabei gelte es, die moderne Verkaufspsychologie im digitalen Raum umzusetzen – Vertrauen gewinnen steht gemeinsam mit Storytelling dabei an vorderster Stelle. Wer häppchenweise positive Zeichen setzt bei angehenden Kunden, könne bald die Leads einsammeln. Und das gehe beispielsweise nicht mit Websites, die alleine von ambitionierten Programmierern und Designern gestaltet wurde, denn die zentrale Frage sei: „Wie gut verkauft meine Website?“ In seinem zweiten Vortrag sprach der Grazer Unternehmer uber Podcasts, denn sein eigener Podcast „think.digital.NOW!“ reiht sich unter den Österreichern bei den Apple-Charts immer in den ersten zehn ein. Da Kopeter stets selbst ausprobiert, was er seinen Kunden empfiehlt, verfügt er mittlerweile über viel Erfahrung rund um die Podcast-Produktion, die er in einem Video-Workshop verpackt hat. Neben vielen Daten und Fakten blieb sein dringlichster Appell hängen: „Es geht um die Welt, in der du zu Hause bist – es geht NICHT ums Verkaufen!“
Wie man Menschen bewegt, damit beschäftigt sich der einstige „Kanzlermacher“ Philipp Maderthaner seit vielen Jahren. „Das Konzept der Bewegung ist bei den Start-ups angekommen“, stellt der „2-Minuten-2-Millionen“-Investor erfreut fest. Denn klar sei, in unseren Breiten müsse man die „neuen, unstillbaren Bedürfnisse“ anvisieren: Zugehörigkeit (durch Identität), Beziehung (durch Empowerment), Wachstum (durch Teilhabe). „Woran glaubst du als Unternehmen?“ müsse sich dabei jeder selbst fragen und – so Maderthaner – „Rede darüber, woran du glaubst!“
Mit der Customer Journey und wie man sie mit Messaging boosten kann, beschäftigte sich Josef Grabner von link.mobility. Er lieferte handfeste Zahlen bezüglich der Akzeptanz von KI und Service via Messenger, die einerseits zeigen: „Die Kunden sind hochgradig gemütlich!“, aber auch, dass die Mehrheit eine automatisierte Problemlösung akzeptieren (Hauptsache, das Problem ist gelöst). Mit der Innovation gelte es, schrittweise das Leben der Kunden zu verbessern, dafür brauche es den richtigen Kanal und für die Umsetzung: „einfach, klar, relevant, vertrauenswürdig, authentisch“.
Fauteuil-Runde mit Kai Diekmann
Sandra Thier (diego5) und Harald Kopeter luden den ehemaligen Chefredakteur der Bild-Zeitung Kai Diekmann nach der Mittagspause zur Gesprächsrunde. Dieser konstatierte, dass sich der klassische Journalismus mit den sozialen Medien stark verändert habe. Den „Paradigmenwechsel in der Nutzung der Medien“ sieht er – trotz Trump, der nur über Twitter Präsident geworden sei – gelassen: „Wenn das Alte noch funktioniert, wird die Notwendigkeit von Digitalisierung nicht erkannt!“ Obwohl das Papier „ein sterbendes Geschäftsmodell“ sei, werde es als „Nische“ bleiben („Meine Tochter hat ein Pferd, aber ich reite auch nicht mehr mit dem Pferd zur Arbeit“). Mit seinem Unternehmen „Storymachine“ bedient er Kunden wie VW und die CDU auf Social Media und lässt dabei den Digital Natives in seinem Unternehmen den Vortritt. Von der Bühne in den ganzen Stefaniensaal stürmte der „Investment Punk“ Gerald Hörhan: Auch er stellte wie Grabner fest, dass die beste digitale Anwendung die simpelste sein müsse – und: unsere digitalen Assistenten mit ihren Algorithmen seien die Entscheider der Zukunft, die uns besser kennen werden als wir uns selbst. Seine Schlussfrage machte nicht weniger nachdenklich: „Wie nutze ich mein geistiges und wirtschaftliches Potenzial, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen und dabei selbst frei zu bleiben?“
„Wie tickt TikTok? fragte sich Sandra Thier und lud die Influencerin Hanna Niedrist (AUSTRIASGINGER) und die ehemalige Youtuberin und Marketingexpertin Lisa Sophie Thoma auf die Bühne. Letztere überzeugte mit Zahlen, Daten und vielen Beispielen, warum TikTok gekommen ist, um zu bleiben, und warum Unternehmen am besten jetzt beginnen sollten, auf TikTok zu publizieren. Der viel kreativere Social-Media-Kanal erhält allein deshalb viel Aufmerksamkeit, weil er sehr schräg mit Themen, Marken und Produkten umgeht – und das große Plus für Unternehmen, so Thoma: „Werbung fühlt sich auf TikTok nicht wie Werbung an!“
Den Tag schloss ein Power-Paar ab, das einerseits intensiv in den sozialen Medien unterwegs ist, andererseits im digitalen Business viel Geld macht: Susi und Walter Temmer.
Der „Domainkönig“ und „Seriengründer“ aus der Südsteiermark erzählte, wie er selbst den Einstieg schaffte und wie er nun vielen Menschen helfen will, mit Domains Geld zu verdienen. Er ist der Meinung: „So viele Chancen wie heute hat es noch nie gegeben!“ und fordert dazu auf, sich mit den „virtuellen Grundstücken“, den Domains zu beschäftigen. Einkauf-Verkauf mit der „Temmer-Methode“ sozusagen. Einen Motivations-Boost setzte Susi Temmer zum Abschluss als Rezept für den Erfolg: „Klare Ziele, ins Handeln kommen und hartnäckig bleiben!“ Denn Erfolg hat bekanntlich 3 Buchstaben: TUN!
Wir freuen uns schon auf den nächsten Fresh Content Congress und natürlich auf think.digital.NOW!
CLAUDIA TAUCHER
Alle Beitragsbilder: Claudia Taucher/Fresh Content