Prof. Winterheller: „Es ist unvernünftig, sich zu fürchten“
Warum das Tagesgeschäft für Unternehmer/innen ein zweischneidiges Schwert ist, man vor der Digitalisierung keine Angst haben muss und welche drei Zutaten wirklichen Erfolg ausmachen, verrät Manfred Winterheller.
Beim Fresh Content Congress geht es um neue Wege im Marketing. Wie wichtig ist es für ein Unternehmen, sich nach frischen Inhalten umzusehen?
Die größte Gefahr für den Erfolg ist, im Tagesgeschäft zu versinken und sich nur noch mit Detailproblemen zu befassen – allen voran mit Problemen! Ein großer Teil der Unternehmer ist mit Micromanagen beschäftigt – sie arbeiten nicht am, sondern im Unternehmen und verlieren sich in Details. Wir alle müssen zwischendurch einfach einmal raus, um zu sehen, dass es da noch etwas anderes, dass es noch mehr gibt! Und danach kann man wieder mit neuem Mut, mit neuen Ideen zurückkommen und Lösungen für die eigene Zukunft finden.
Müssen wir vor der Zukunft und der Digitalisierung Angst haben?
Mit Sicherheit nicht. Der Wandel ist etwas ganz Normales – und es ist doch verrückt, wenn wir so tun, als wäre er erst jetzt erfunden worden und würde in Zukunft ganz neu auf uns zukommen. Wandel war schon immer da. Stellen Sie sich einmal die Frage: Wie viele Holzfäller gibt es heute noch, wie viele Produzenten von Holzkohleöfen? Früher einmal war das eine gigantische Industrie. Das heißt nicht, dass irgendetwas komplett verschwunden ist – es hat sich einfach geändert. Wir hören erst dann auf, mit unseren Unternehmungen erfolgreich zu sein, wenn die Menschen keine Bedürfnisse mehr haben. Und das ist definitiv nicht in Sicht! Solange es etwas gibt, bei dem die Menschen Unterstützung und Hilfe brauchen, so lange wird es Unternehmer geben, die danach trachten, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Daher ist es unvernünftig, sich zu fürchten – das trägt nichts bei, lässt einen nur schlecht schlafen, macht Falten und ist schlichtweg nicht notwendig. In dem Moment, in dem wir uns in eine Haltung begeben, in der wir uns mit offenen Augen dem Wandel stellen und uns sagen: „Das ist zwar alles nicht angenehm, wir hätten es gerne gemütlicher, aber es ist etwas, das wir bewältigen können“, bestätigt sich diese Haltung auch.
Unternehmer/innen müssen sich also auf den Wandel einstellen und umdenken.
Ja, Unternehmer sind gezwungen, nachzudenken. Sich zu fragen: Wie kann ich einen Beitrag leisten, mich auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen? Stellt man sich diesen Fragen, entdeckt man eine Welt, die es in der Art vorher nicht gab. Und das ist nicht schwer – schließlich kann man sich heutzutage schon auf allen Kanälen über alles kostenlos informieren.
„Ziele, Vertrauen und Beharrlichkeit.“
Wer neue Wege betritt, macht oft auch Fehler …
Ja, und das ist normal. Fehler gehören nicht nur zum Lernprozess – sie sind der Lernprozess! Was glauben Sie, warum ich so gut über all diese Dinge reden kann? Weil ich jeden Fehler selbst gemacht habe.
Sie sprechen oft von „Easy Way Ridern“ bzw. „Hard Way Ridern“. Gibt es einen „Easy Way“ zum Erfolg?
Es gibt keinen wirklich leichten Weg zum Erfolg, Erfolg ist immer mit Mühe verbunden – wir müssen immer mit Problemen rechnen, die wir überwinden können und die uns gleichzeitig zwingen, zu wachsen und uns zu entwickeln. Was ich mit Hard Way Ridern meine: Es gibt immer Menschen, die alles besser wissen, die sich nicht inspirieren lassen. Die schon im Vorhinein meinen: Das wird eh nix! Weil sie ausschließlich an ihre Vergangenheit denken und sich nicht von außen neue Inputs holen und sich auch einmal sagen: Das probier ich, darauf wär ich selbst gar nicht gekommen! So funktioniert nämlich der Easy Way Rider. Der geht mit offenen Augen und Ohren durch die Welt, schnappt dort und da etwas auf und denkt sich: Das ist eigentlich eine gute Idee, das könnte doch etwas sein! Der Hard Way Rider hingegen ist unbelehrbar und weiß immer alles besser. Dabei lernen wir von anderen Branchen viel mehr, als wenn wir laufend nur in der eigenen Problemsuppe herumkochen.
Gibt es denn bestimmte Zutaten für ein Erfolgsrezept?
Tatsächlich gibt es bestimmte Faktoren, von denen alle, die Erfolg in ihrem Leben verwirklicht haben und jetzt als Coaches anderen Leuten helfen, immer wieder sprechen. Diese lauten: Ziele, Vertrauen und Beharrlichkeit. Ohne Ziele gibt es schließlich gar keinen Grund, überhaupt aufzustehen. Wenn ich keine Ziele habe, wenn es nichts gibt, wo ich hin möchte, dann ist es doch auch total schwer, sich dem Alltag zu stellen! Und ohne vertrauen, dass das, was man angeht, auch einen Sinn hat, und dass man es schaffen kann, ist es doch ehrlich gesagt auch hart … Wenn man ständig in dem Gefühl lebt, dass das Leben gegen einen ist und dass sowieso alles den Bach hinuntergehen wird, wieso sollte man sich dann überhaupt anstrengen? Sobald man allerdings den Eindruck hat, dass man es schaffen kann, dass wir uns alle gegenseitig unterstützen können, gewinnt man Vertrauen und sagt sich: Ich probier’s! Und die dritte Zutat für Erfolg ist Beharrlichkeit. Man darf nicht den Fehler machen, davon auszugehen, dass man für etwas eben bloß Talent braucht und wenn man das hat, wird alles einfach.
„Die talentiertesten Menschen sind die, die am härtesten arbeiten!“
Und welche Rolle spielt dann Talent in Sachen Erfolg?
Das Wort Talent mag ich grundsätzlich nicht. Talent ist eine Ausrede – nichts, womit man geboren wird. Klar gibt es Leute, die sich bei gewissen Dingen etwas leichter tun. Aber was erfolgreiche Menschen von anderen unterscheidet, ist ihre Arbeitseinstellung. Die talentiertesten Menschen sind die, die am härtesten arbeiten! Sie spüren etwas in sich und arbeiten dann hart daran, um es nach außen zu bringen. Ein Marcel Hirscher ist nicht als der Skifahrer geboren worden, der er jetzt ist. Sondern als ein Mensch, der dranbleibt und sich nicht unterkriegen lässt. Wenn es eine Hauptregel für Erfolg gibt, dann: Never give up! Wenn du dranbleibst, wirst du erfolgreich sein. Es mag hart sein, es mag lang dauern, es gibt keinen Weg zurück – that’s it.
Prof. Dr. Manfred Winterheller ist international erfolgreicher Vortragender, Unternehmer, Coach und Autor. Seine Vorträge sind von einer einzigartigen Authentizität und Energie geprägt und werden weltweit nachgefragt. 2003 wurde er von der Europäischen Kommission zu einem der zehn besten Arbeitgeber der EU, 2005 vom Institute for International Research Austria zum Speaker of the Year gewählt. 2009 wurde Manfred Winterheller zum Honorarprofessor ernannt.
Am 19. April 2018 tritt Manfred Winterheller als Speaker beim Fresh Content Congress 2018 in Graz auf und spricht in zwei Vorträgen zum Thema „Motivation und Inspiration für Sie und Ihr Business“.
Beitragsbild: Winterheller Management GmbH
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