Fresh Content Congress 2021: Brainfuck und Verbaljudo mit einem Lächeln
Der vierte Fresh Content Congress 2021 in Graz weckte Unternehmerinnen und Unternehmer auf: Sechs herausragende Speaker brachten brillante und kompetente Vorträge rund um Marketing, Verkauf sowie Mindset für Business und Leben auf die Bühne. Ganz nebenbei machte das auch noch eine Menge Spaß.
Im (ersten) Coronajahr 2020 startete Fresh Content beim Congress aufgrund der Pandemiesituation sehr spontan mit Live-Streaming und Congress-Aufzeichnung, was sich als sehr erfolgreich erwies: 2021, im Jahr des bereits vierten Fresh Content Congress im Grazer Stefaniensaal, zeigte sich diese Flexibilität ebenfalls als gewinnbringend. Weit über 500 Menschen, davon rund 250 live vor Ort im Grazer Congress und knapp 300 im Live-Stream , erlebten sechs herausragende Speaker in bester Stimmung, die die Themen Sales, Marketing und das Leben an und für sich kompetent und unterhaltsam über die Bühne brachten.
„Mister Fresh Content“ Harald Kopeter hatte nicht zu viel versprochen: „Alles außer Mittelmaß!“, der Untertitel des Fresh Content Congress, wurde vor dem begeisterten Unternehmerpublikum wie ein funkelnder, bunter Teppich ausgebreitet. So mancher Vortrag geriet zum Workshop mit Bewegungsabenteuer, viele Gedankenfunken vermochten in den Köpfen zu zünden und schlussendlich konnten alle neue Impulse für ihr Business und ihren Alltag mitnehmen.
Mit der ihm eigenen überbordenden Energie startete der Verkaufstrainer mit den größten Verkaufsseminaren Deutschlands in den Tag und war somit der erste Eye-opener des Congresses: Mike Dierssen. Er ist seit 30 Jahren mit Begeisterung im Verkauf tätig und seit vielen Jahren vermittelt er sein Wissen in praxisnahen Seminaren weiter.
„Verkauf ist Verbaljudo“ – Mike Dierssen in seinem Element
„Unter Druck zeigt jeder sein wahres Gesicht“, kommentiert Dierssen die Realität in diesen „besonderen“ Jahren der Pandemie. Den Lockdown bezeichnet er als „emotionales Trainingslager“. Aus eigener Unternehmererfahrung schöpft er seine Storys und Lehrmomente – „Diamanten“, wie er selbst sie nennt. Von Gedanken, die jeder mal mehr, mal weniger im Alltag hat, bis hin zur astreinen Anleitung für ein Verkaufsgespräch bekommen die Besucher des Congresses sehr viel ins Tagebuch geschrieben. Persönlicher Favorit: „Gib dein Bestes, was andere denken könnten, geht dich gar nichts an.“ Wie oft denkst du zu wissen, was der andere gerade denkt oder denken könnte? Dierssen: „Ich denke NIE, NIE, NIE für meine Kunden!“
Wie das Mindset nicht nur den Tag, sondern auch jeden Geschäftsabschluss vermiesen kann, macht der gebürtige Ostfriese sehr deutlich, denn: „Die eigene Einstellung ist das Einzige, was du verändern kannst“ – eine Chance, die man nutzen sollte: „Manche schütteln über der Suppe so lange den Kopf, bis ein Haar hinein fällt“, weiß Dierssen, der rät, vom Sucher zum Finder zu mutieren. Wie das geht? Vielleicht über folgende Fragen: „Was haben andere Menschen davon, dass es dich gibt? Sind die Menschen stärker oder schwächer, nachdem sie dich getroffen haben, sind sie fröhlicher oder niedergeschlagener …?“
Allen Menschen im Verkauf gibt Mike Dierssen letztendlich das mit auf den Weg: Profiverkäufer üben NIE DRUCK aus, sie üben SOG aus! Und er erinnert an ein chinesisches Sprichwort, das viele kennen: „Wer nicht lächeln kann, darf kein Geschäft aufmachen.“
Storytelling mit Mister Fresh Content Harald Kopeter
Einmal mehr packte der Gastgeber Harald Kopeter seine Geschichten aus und transportierte damit wichtige Marketing-Erkenntnisse. Dass heute ein Preis-Leistungs-Verhältnis nahezu irrelevant geworden ist, zeigen viele Beispiele, aber vor allem ein beispielhaftes Kaufverhalten: Herr oder Frau XY bucht einen Billigflug über Ryanair in die Modemetropole, trinkt dort überteuerten Starbucks-Kaffee und shoppt in der Mall eine Markenhandtasche mit schwindelerregendem Preis. Genächtigt wird supergünstig über airbnb … usw. usf.
Unsere Urgroßeltern besaßen 57 Dinge, wir besitzen 10.000 Dinge, lässt Kopeter wissen und: „Wir werden nicht (noch) mehr kaufen!“ Was also wollen wir dann? „Der Kunde will etwas erleben, er will mehr Nutzen“ – eine Tatsache, mit der Unternehmer heute leben und arbeiten müssen.
„Alles, was uns hierhergebracht hat, bringt uns nicht weiter.“
Marshall Goldsmith
Wie wir manchmal auf „das Narrativ“ hereinfallen, demonstrierte Kopeter genauso wie eine Erzählstory für Motivation sorgen kann. Die wichtigsten Regeln für Geschriebenes und Gesprochenes gab Harald Kopeter direkt aus seiner eigenen Fresh Content Manufaktur preis: „Schreibe kurz – und sie werden es lesen. Schreibe klar – und sie werden es verstehen. Schreibe bildhaft – und sie werden es im Gedächtnis behalten.“ Die Worte des bekannten US-Journalisten Josef Pulitzer klingen nach.
Monika Matschnig: „Wirkungskompetenz hat Sachkompetenz überholt“
Die Psychologin und Expterin für Körpersprache Monika Matschnig demonstrierte mit einfachen Übungen, wie Körpersprache auf uns wirkt und wie wichtig es ist zu wissen, WIE man etwas sagen und präsentieren sollte, um auf andere positiv zu wirken, ja, um einfach nur verstanden zu werden. Denn: „Wir glauben immer dem Körper, nicht den Worten!“
Dahinter steckt – wie immer auch – das Mindset: „Was Sie denken, strahlen Sie automatisch aus!“, erinnert Matschnig daran, an unserer Einstellung zu arbeiten (und wir erinnern uns, siehe Dierssen: Sie ist das, was wir verändern können …!). Matschnig: „Körpersprache und Gedanken sind eine Einheit, die lassen sich nicht trennen!“
Dass der berühmte erste Eindruck in gerade mal 150msec entsteht, könnte so manchen verunsichern, doch auch für diese Situationen hat Matschnig sofort umsetzbare Tipps auf Lager. Wir erinnern uns wieder an Dierssen: Lächeln! Das hat vielerlei positive Wirkung: Wer sympathisch wirkt, den findet man auch kompetent. Ein Griesgram ist somit sofort aus dem Rennen, wenn es darum geht, Kunden zu gewinnen.
Brainfuck mit Ralf Schmitt
Wie man möglichst flexibel im Kopf bleibt, um spontan reagieren zu können, lässt Ralf Schmitt aus Hamburg hinterfragen und mithilfe von Übungen und workshopmäßigen Austausch testen. Der Impro-Theatermacher ermutigt sein Publikum zu einer Fehlerkultur, aus der alle lernen können. Denn nach Hubbard sei es „der größte Fehler im Leben, immer Angst vor Fehlern zu haben“. Dazu gibt es unterhaltsame Übungen mit nachhaltigem Effekt. Schmitt, der beispielsweise dazu anregt, eine „Ja-Kultur“ zu pflegen, hat das Prinzip der „Navituition“ erfunden: Denn wer flexibel und spontan agiert, hat sehrwohl auch einen Plan, eine Navigation, der er folgt. Aber erst zusammen mit der Intuition wird das ganze so richtig genial.
Von der Oberfläche zur Tiefe: Philipp Maderthaner
Kann man heute noch herausragen(d sein)? Ja, sagt Philipp Maderthaner, der vor Jahren als „Kanzlermacher“ die Türkisen aus der Taufe gehoben hat. Beim Fresh Content Congress 2021 bekräftigt er, was zu tun ist, wenn es wie heute „Produkte wie Sand am Meer“ gibt – austauschbare, zahlreiche, eine riesige Auswahl an Dingen. „Menschen kaufen etwas anderes“, erinnert Maderthaner. Menschen gehen weg von der Oberfläche (Brand, Position, Movement) hin in die Tiefe (Spirit, Culture, Connection). Die authentische Kraft sei das gefragte Alignment BE, SAY, DO – dies sei in Einklang zu bringen. Denn: „Im Schein liegt nicht die Lösung“.
Heilsam sei für viele Unternehmen, zurückzudenken an den Gründergeist: Was hat die Menschen dazu bewogen, genau diese Produkte, diese Dienstleistungen anzubieten?
Auch das Innen und Außen eines Unternehmens müssen übereinstimmen – also: Teamgeist und Firmenkultur überdenken!
„Wie war’s im Himmel?“ Tobias Beck
Ergreifend gestaltete der Bestsellerautor und beste Speaker im deutschen Sprachraum, Tobias Beck, den Abschlussvortrag. Seine sehr persönlichen Geschichten aus seinem Leben gingen allen unter die Haut und zeigten auf, dass die Konditionierung von Negativ auf Positiv notwendig, aber auch möglich ist. Die meistgehörte Frage im Alltag – „Wie geht’s dir?“ – sollte uns dabei Kompass sein, denn „alles, was du von der Welt siehst, bist du“.
„Die Baseline ist immer bei dir zu Hause.“
Tobias Beck
Was unser menschliches Umfeld mit uns zu tun hat und was unter Druck mit Menschen passiert, kommen in seinem Vortrag ebenso zur Sprache wie sein kurzes und humorvoll erzähltes Treffen mit Dalai Lama. Letzterer lieferte das passende Zitat zum Fresh Content Congress 2021: „Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe.“ Wer damit noch nicht genug anfangen kann, dem gibt Tobias Beck folgende Frage mit: „Wie war’s im Himmel?“ – Und jetzt stell dir bitte vor, dass du diese Frage nach deinem Tod hörst.
Im Frühling 2022 freuen wir uns über den fünften Fresh Content Congress in Graz.
CLAUDIA TAUCHER
Beitragsbild: Sophia Pfanzeltner/Fresh Content