Echte Frauenversteher: KundINNENmagazine

08. März 2016
Sie sind längst etabliert – und doch mischen sie sich manchmal unter die Mitbewerber, ohne ihr wahres Ich gleich preiszugeben. Kundenmagazine für Frauen. Frauenmagazine für Kundinnen.
Foto: TanteTati/Pixabay

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Gender Marketing ist längst kein unbekannter Begriff mehr, doch viele verstehen darunter ein Marketing, das Klischees bedient. „Pink it and shrink it“ ist eine Floskel, die eine zeitlang die Antwort schlechthin war auf die Frage: Wie, bitte, erreichen wir die Frauen? Wie gewinnen wir KundINNEN? Von rosa Handys bis zur Baumarkt-Workshop-Einladung in floral-geschwungener Schrift passierte plötzlich viel Neues am Produkte-Design- und Marketing-Sektor. Bis manche wiedermal übertreiben mussten und der Schuss nach hinten losging. Frauen sind nun mal keine zu groß geratenen Schulmädchen, die Disney-Augen bekommen, wenn sie Glitzer und Rosa sehen. In dieser (Marketing-)Welt tun sich jene leicht, die tatsächlich hinsehen und zuhören, bevor sie Menschen ansprechen. Es geht um handfeste Zielgruppenorientierung – die ist immer gefragt, wenn man im Ansehen der Kundschaft steigen will. Interessanterweise kam man zum Schluss, dass richtiges Gender Marketing dort beginnt, wo man beide (!) Geschlechter anspricht. So hatte die Firma Bosch 2003 am meisten Erfolg mit einem neuen Akkuschrauber, der nicht nur kleiner und leichter war, sondern auch neueste Technik und eine größere Akkuleistung brachte (Siehe auch: Die Tricks des Gender-Marketing in Trend.at, 5/2015) … na bitte, warum denn nicht gleich!?

Maximal: Frauen und Content Marketing

Eine herausragende Position nimmt die weibliche Kundschaft offensichtlich – trotz aller Gender-Gerechtigkeit – auf dem Gebiet der Kundenmagazine ein. Frauenmagazine als Corporate-Publishing-Produkte sind etabliert auf dem österreichischen Markt.
Seit Beginn des Jahres 2016 präsentiert sich das österreichische Frauenmagazin Maxima auch in einem modernen Online-Magazin in Responsive Design. Die Zahlen des letzten Quartals von 2015 zeigten, dass das Printmagazin der REWE-Gruppe einen Bekanntheitsgrad von 61,8 Prozent aufweist und damit zu den beliebtesten heimischen Frauenmagazinen gehört. Laut Bekanntgabe der Österreichischen Auflagenkontrolle zählt Maxima mit einer durchschnittlichen verbreiteten Druckauflage von 348.348 Exemplaren zu den auflagenstärksten Frauenmagazinen Österreichs.

 

Foto: TanteTati/Pixabay

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„Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z. B. der Relativitätstheorie.“
Albert Einstein

 

Tja, dieses Schmunzelzitat aus vergangener Zeit zeigt, dass wir aus mehreren Gründen sehr froh sein können, dass „das weibliche Wesen“ (hoffentlich!) nicht länger mystifiziert wird. Wer heute auf die Zielgruppe Frauen zugeht, hat bereits nachgefragt, was gefragt ist. Und das weiß neben Maxima auch das dm-Kundenmagazin active beauty. Neben den in den meisten KundINNENmagazinen üblichen Styling-Tipps werden psychologische Themen behandelt sowie ökologische und soziale Verantwortung thematisiert. Monatlich bekommt die dm-Kundin Wohlfühl-Lesestoff mit zahlreichen Tipps und Tricks für einen abwechslungsreichen Frauenalltag.

Unternehmens-lustig

Eine andere inhaltliche Ausrichtung verfolgt das Magazin der Wirtschaftskammer Österreich. Die unternehmerin ist ein Wirtschafts- und Karrieremagazin für Unternehmerinnen in Österreich und versteht sich als Wegbegleiterin durch den Berufsalltag von Selbstständigen. 109.000 Exemplare erreichen die Leserinnen im Direktversand (von insg. 155.511 Unternehmerinnen) und vor allem die Porträts heimischer Geschäftsfrauen, von der Tischlerin bis zur Lebensberaterin, sind Mutmacher und Inspirationsquelle gleichermaßen. Dass die stärksten Interessensschwerpunkte Aus- und Weiterbildung (80%), Work-Life-Balance (70%) sowie finanzielle Alters- und Gesundheitsvorsorge (60%) gut abgebildet werden, beweist das Magazin Monat für Monat.

Die Müllerinnen

Gleich drei Kundenmagazine für Frauen hat Müller Österreich im Gepäck: Luxus, Mia und Natural spricht drei Kundinnengruppen an. Anspruchsvolle, reife Frauen, junge Frauen und jene, die an nachhaltigem Lebensstil interessiert sind. mbeat, das Multimedia-Magazin, das eine junge, männliche Zielgruppe im Visier hat, mutet gegen diese Vielfalt geradezu mickrig an.

Grenzenlos Frau

Ein Blick über die Grenzen hinweg zeigt, dass das Feld der KundINNENmagazine selbstverständlich noch viel größer werden kann. Spezifische Kundinnenbindung wünscht sich ganz offenbar Procter & Gamble mit dem im Dezember 2015 gestarteten Magazin Victoria. Frauen ab 50 Jahren sind die erklärte Zielgruppe dieser Zeitschrift. Neben dem Printmagazin (Auflage: 2 Millionen Exemplare) finden die Konsumentinnen auch ein Onlineportal sowie eine Community, die den Austausch untereinander fördert. Davor wurden mehr als 6.000 Frauen in 5 Ländern in einer Zielgruppenstudie zu ihren Interessen und ihrem Leben befragt. Die wichtigste Zahl aller Ergebnisse war wohl jene: 67 % finden, dass sie nicht ausreichend in den Medien repräsentiert werden. Diese Marktlücke galt es zu füllen – Victoria bekam in Print- und Online-Ausgabe diese Aufgabe zugeschrieben.

Foto: TanteTati/Pixabay

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„Jetzt und hier statt reich und schön“

Ein weiteres Content-Marketing-Produkt der REWE-Gruppe ist Laviva, ein Magazin, das 2015, sieben Jahre nach der Gründung, knapp eine Million Leserinnen zählt. Produkt-Tests, Lifestyle-Themen, Rezepte, Kleiderschrank-Entrümpelung und Marken-Coupons „ziehen“ mit Mehrwert, punkten monatlich bei den Leserinnen in Deutschland und konnten schon einige Auszeichnungen einsacken, darunter zwei Mal Silber bei Best Corporate Publishing sowie Gold bei den Fox Awards. Das Motto „jetzt und hier statt reich und schön“ kommt offensichtlich im besten Sinne an.

Mit Liebe und Erfolg

Der Knaller unter den deutschen Kundenmagazinen ist last but not least jedoch Mit Liebe von Edeka. Von den 2,5 Millionen Leser/innen pro Ausgabe sind 72 % weiblich. Das zweimonatlich erscheinende Magazin, das 2007 gelauncht wurde, steht mit seinen erfolgreichen Zahlen bzw. der steigenden Reichweiten-Fieberkurve bestens da.

Laut Verlagsleiter Rolf Lange habe sich Mit Liebe als hervorragendes Kundenbindungsinstrument bewährt, wird er in cpwissen zitiert. Und wie die meisten anderen der genannten Magazine muss es den Vergleich mit unabhängigen Kaufmagazinen nicht scheuen.

Bleibt nur noch die Frage: Wann sprechen Sie Ihre Kundinnen mit einem Magazin an?

 

CLAUDIA RIEF-TAUCHER

Beitragsbild: fotshot/Pixabay

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